Josefsheim, Bigge

Bürgerhilfe Olsberg wird trotz wegfallender Förderung ehrenamtlich fortgeführt

Stadtbücherei Olsberg ist neuer Kooperationspartner

 

Mehr als 100 Personen haben in den letzten zweieinhalb Jahren einmalig oder mehrfach Nachbarschaftshilfe erhalten und angeboten. Bei der gestrigen Abschlussveranstaltung der Bürgerhilfe Olsberg beeindruckte nicht nur diese Zahl, sondern vor allem das erfreuliche Fazit aller Projektpartner, zu dem seit Mitte 2018 geförderten Leader-Projekt. Denn die ursprüngliche Idee „Olsberger helfen Olsbergern“ wird trotz wegfallender Projekt-Förderung ehrenamtlich weitergeführt! Im Schulterschluss aller Projektpartner wird ab diesem Monat die Stadtbücherei Olsberg als neuer Kooperationspartner Treffpunkt für die Sprechstunden der Bürgerhilfe Olsberg sein.

 

„Viele Bürger haben in den letzten Jahren bereits einmal oder häufiger unsere Ehrenamtsvermittlung in Anspruch genommen. Sei es für kleinere Arbeiten im Haus und Garten, als Einkaufsservice oder um eine Runde Karten zu spielen,“ beschreibt Johanna Mund für den Projektträger, die Josefsheim gGmbH, die vielfältigen Dienste, die immer wieder in Anspruch genommen werden. Dies ist für alle Beteiligten Ansporn genug, trotz Wegfalls des finanziell geförderten Projektbüros „weiter zu machen“. Vor mehr als vier Jahren wurde während eines ersten Workshops in Helmeringhausen die Idee zum Aufbau einer ehrenamtlichen Bürgerhilfe Olsberg entwickelt und in Kooperation mit der Stadt Olsberg sowie der Stiftung „Wir in Olsberg“ als Leader-Projekt tatsächlich umgesetzt.

 

Bürgerhilfe Olsberg ist Vorzeigeprojekt der Leader Region Hochsauerland

 

„Projekte im ländlichen Raum“ werden vom Verein Leader Region Hochsauerland seit mehr als zwanzig Jahren gefördert. Weit mehr als zehn Millionen Euro sind seitdem in strukturunterstützende Projekte ins Hochsauerland geflossen. Nicht gerade viel, kostet doch schon ein Kilometer Straße rund neun Millionen Euro. Dennoch, gut 130 Projekte wurden seitdem im Hochsauerland gefördert, so wie die Anschubhilfen für die Gründung und den Aufbau der Bürgerhilfe Olsberg. „Diese Idee hat uns seit Vorstellung der ersten Projektskizze überzeugt. Denn die Quintessenz der Leader Idee „Bürger haben eigene Ideen und setzen diese gemeinsam um“, wurde zu 100% umgesetzt. Das Zusammenführen mehrerer Generationen und die unbürokratische Nachbarschaftshilfe in Zeiten von zunehmender Isolation ist für uns daher ein Projekt par excellence.

 

Ziel aller Leader-Projekte ist es, auf innovativen Wegen die Lebensqualität und insbesondere den sozialen Zusammenhalt zu fördern, um so den Problemen im ländlichen Raum die Stirn zu bieten und das Hochsauerland noch stärker zu machen,“ so Christoph Hammerschmidts Resümee als Leader-Regionalmanager. In Südwestfalen gibt es elf Leader Regionen, gefördert werden Projekte, die die Identifikation mit der Region stärken. Zukünftig wird hierbei das „Digitaldorf“ in den Fokus gerückt. Hammerschmidt sieht hierbei eine große Chance für eine Förderung der „Bürgerhilfe 3.0“. Nach dem Vorbild des Olsberger Projektes sollen dann Webseiten oder andere Kommunikationssysteme wie Apps für einzelne Dörfer Angebote von und für Bürger:innen digital verknüpfen. „Das  Fraunhofer-Institut hat uns bereits testiert, dass das durch die Josefsheim gGmbh angeschobene Bürgerhilfe-Projekt große Chancen hat, bundesweit Schule zu machen“, resümiert der Leader-Regionalmanager.

 

Soziale Strukturen haben sich auch im Sauerland verändert

 

„Obwohl gefühlt viele junge Familien in die Region zurückkehren, leben erwachsene Kinder oftmals weit weg, so das Familienleben über mehrere Generationen nicht zum Alltag gehört. Dies hat zur Folge, dass ältere Menschen Aufgaben alleine im häuslichen Umfeld bewältigen müssen. Nicht jeder hat die finanziellen Mittel oder kann dafür einen Pflegedienst in Anspruch nehmen“, berichtet Johanna Mund, die als Josefsheim-Projektkoordinatorin tätig ist. Sie hat bis Ende Mai dieses Jahres die Bürgerhilfe Olsberg geleitet und von der ersten Projektskizze an das Bürgerprojekt gemeinsam mit allen Alltagshelfern erfolgreich aufgebaut.

 

Elisabeth Nieder, Allgemeine Vertreterin des Bürgermeisters bei der Stadt Olsberg hat das Projekt seitens der Stadtverwaltung koordiniert. Sie weiß, dass es in Olsberg und seinen Dörfern viel ehrenamtliches Engagement gibt. „Wir freuen uns sehr, dass das Projekt zustande gekommen ist und mit Bravour unter Leitung der Josefsgesellschaft umgesetzt wurde. Denn manchmal fehlt es an niederschwelligen Kontakten zwischen Hilfesuchenden und Helfern – zwischen Jung und Alt, einfach weil sie nicht voneinander wissen. Genau hier hat die Bürgerhilfe Olsberg die bestehenden Hilfs- und Unterstützungsangebote in der Fläche gestärkt sowie nachbarschaftliches und bürgerschaftliches Engagement im privaten Bereich sowie über einzelne Vereine hinaus besser vernetzt.“

 

Unbürokratische Nachbarschaftshilfe stärkt soziale Teilhabe und Lebensqualität

 

Zielgruppen der Bürgerhilfe Olsberg sind Menschen aller Altersgruppen mit und ohne Beeinträchtigungen die Hilfebedarf haben. Ehrenamtlich mitwirken können generationsübergreifend alle Bürger:innen ab 14 Jahren, die Kompetenzen haben, die sie gerne weitergeben möchten sowie Vereine, die aktiv einzelne Personen oder Familien unterstützen möchten. Quasi nebenbei werden durch diese unbürokratische Hilfe die soziale Teilhabe und Lebensqualität vieler Bürger:innen verbessert, junge Menschen für soziales Engagement begeistert und die nachbarschaftliche Hilfe über einzelne Ortschaften hinaus  gestärkt.

 

Diese Ziele decken sich mit denen der Stiftung „Wir in Olsberg“, die perspektivisch eine der Stiftungsziele im „zusammen bringen von Menschen aller Altersgruppen“ sieht.  „Wir werden unser Engagement im Seniorenbereich vertiefen, denn der demografische Wandel macht nicht vor Olsberg und seinen Dörfern halt. Diese Auswirkungen müssen wir zukunftsorientiert auch in unser Wirken einfließen lassen“, bekräftigt Christina Ewers, Stiftungsvorsitzende und seit 2018 ebenfalls Kooperationspartner der Bürgerhilfe Olsberg.

 

Bürgersprechstunde ab sofort in der Stadtbücherei Olsberg

 

Neuer Kooperationspartner ist die Stadtbücherei Olsberg. „Als Treffpunkt im Stadtkern für Jung und Alt haben wir natürlich direkt zugesagt, die Bürgerhilfe Olsberg aktiv zu unterstützt“, so Petra Böhler-Winterberg, Leiterin der beliebten Bücherei. Ab dem 15. Juni wird daher die Bürgerhilfe Olsberg hier jeden ersten und dritten Dienstag im Monat von 17.00 bis 18.00 Uhr die Bürgersprechstunde durchführen. Hilfesuchende und Helfer haben dann im persönlichen Gespräch die Möglichkeit, ihr Anliegen oder Hilfeangebot zu besprechen. Zukünftig soll hier zudem ein Infopoint mit eigenem Briefkasten zum direkten Austausch aufgestellt werden. Natürlich sind vertrauliche Gespräche wie gewohnt nach Vereinbarung im bisherigen Projektbüro am Ruhrufer (gegenüber des Aldi Marktes) möglich. Online ist die Bürgerhilfe Olsberg schon jetzt jederzeit per Mail oder ganz klassisch telefonisch erreichbar.

 

„Leider wird unsere Online-Registrierung entgegen der ursprünglichen Erwartungshaltung bisher nur wenig genutzt. Das hat sicherlich damit zu tun, das nicht jeder über eine genügend Online-Medienkompetenz verfügt unddas persönliche, direkte Gespräch bevorzugen. Vielleicht finden sich Ehrenamtliche, die Olsberg:innen persönlich zur Nutzung Sozialer Medien oder Teilnahme einer Videokonferenz schulen möchten“, ergänzt Michael Bernick, der gemeinsam mit Kalli Fischer ab sofort die Leitung der Bürgerhilfe mit den Projektpartnern Stadt und Stadtbücherei Olsberg, Josefsheim gGmbH  sowie der Stiftung „Wir in Olsberg“ ehrenamtlich fortführen wird. Der 54-jährige kommt eigentlich aus dem Ruhrpott und hat bei seiner täglichen Arbeit als Ausbilder viel mit jungen Menschen zu tun. Er kennt das Gefühl, wenn Eltern alt werden und mehr als 150 Kilometer entfernt leben. Genau aus diesem Grund engagiert er sich seit geraumer Zeit bei der Bürgerhilfe Olsberg. „Ich finde es ganz wichtig, älteren Menschen durch wegbrechende soziale Kontakte Teilhabe am Alltagsleben zu ermöglichen. Oftmals reicht hierfür ein Gespräch zwischen Jung und Alt. Für mich selbst ist jede Begegnung über die Bürgerhilfe eine Win-win- Situation, in der ich Neues hin zu lernen kann.“

 

Infobox

  • Aufgabe der Bürgerhilfe Olsberg ist die unentgeltliche Vermittlung von Kontakten zwischen Hilfesuchenden und Helfern, sprich Ehrenamtlichen, Privatpersonen und Vereinen, die Unterstützung im Rahmen von niederschwelligen Dienstleistungen suchen oder anbieten möchten.
  • Initiiert wurde das Projekt durch die Josefsheim gGmbH. Die Stadt und Stadtbücherei Olsberg sowie die Bürgerstiftung „Wir in Olsberg“ unterstützen die Bürgerhilfe Olsberg als Projektpartner.
  • Finanziell gefördert wurde die Bürgerhilfe Olsberg in der Zeit vom 1. Juni 2018 bis Ende Mai 2021 mit Mitteln des LEADER-Programms sowie mit einem 35%igen Anteil durch die Josefsheim gGbmH.
  • Die Bürgerhilfe Olsberg ist jeden ersten und dritten Dienstag im Monat von 17.00 bis 18.00 Uhr während der Bürgersprechstunde in der Olsberg Stadtbücherei sowie individuell nach Vereinbarung - auch im vertraulichen Umfeld im bisherigen Büro am Ruhrufer (gegenüber des Aldi Marktes) persönlich erreichbar.
  • Alle Informationen zur Bürgerhilfe Olsberg gibt es online unter www.buergerhilfe-olsberg.de. Telefonisch ist das Bürgertelefon über die Nummer 02962 800 3210 erreichbar.

 

Hintergrund

 

Sowohl die Werkstätten für behinderte Menschen in Bigge und Lipperode, das Berufsbildungswerk Bigge mit dem Heinrich-Sommer-Berufskolleg, die individuellen Wohnangebote an drei Standorten im Hochsauerlandkreis und Kreis Soest als auch die  Heilpädagogische Kindertagesstätte Sonnenschein gehören zum Gesamtunternehmen Josefsheim gGmbH. Der führende Inklusions-Dienstleister in Südwestfalen für Menschen mit Körper-, Lern-, Sinnes-, psychischen, geistigen und Mehrfachbehinderungen sowie für  Menschen, die kurzfristig oder dauerhaft einen besonderen Unterstützungsbedarf haben. An den Unternehmens-Standorten in Olsberg-Bigge, Lippstadt-Lipperode und Sundern werden mehr als 800 Menschen jeden Alters - auch durch maßgeschneiderte Projekte gefördert - ihre Chancen und Möglichkeiten zur Teilhabe an der Gesellschaft zu verwirklichen. Im Mittelpunkt steht hierbei immer der einzelne Mensch mit seinen individuellen Vorstellungen und Zielen.

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