Josefsheim, Bigge

Bei einem Kaffee im Café Sonnenblick kann Silvia die Dateien auf ihrem Talker verwalten. Hier schreibt sie auch an eigenen Texten für die Josefsheimer Zeitung.

Digitale Inklusion: Einsatz eines Talkers

Die Digitalisierung hält Einzug in Deutschland. Während im privaten Bereich viele schon „digital unterwegs“ sind, kommen auch Unternehmen nicht daran vorbei. Das Josefsheim Bigge geht das Thema in verschiedenen Bereichen an. In der Unterstützten Kommunikation (UK) verhilft die Digitalisierung den Menschen z.B. zur sozialen Teilhabe durch den Einsatz eines Talkers:

 

Silvia Gau ist 49 Jahre alt. Sie lebt und arbeitet seit bereits 25 Jahren im Josefsheim. Trifft man sie auf dem Flur oder im Café, kommt man schnell mit ihr ins Gespräch. Sie erzählt von der Arbeit, ihren Hobbys oder von ihrem „Schatz“, mit dem sie hier in einer Paarwohnung zusammen lebt. Seit einem Dreivierteljahr fällt ihr das Kommunizieren nicht mehr schwer – seitdem nutzt sie einen Talker, um sich zu verständigen.

 

Ihr Talker ist ein Tablet, über das sie Texte und Textbausteine eingeben und sprechen lassen oder eigene Texte schreiben kann. „Unterstütze Kommunikation“ ist hier derr Zauberbegriff. Doch dieser neuen Technik stand Silvia Gau nicht immer so positiv gegenüber wie sie es jetzt tut.

 

„Große Anstrengung beim Sprechen“
Vor ein paar Jahren wurde ihr in einer Kur schon nahegelegt, dass sie aufgrund der großen Anstrengung beim Sprechen einen Talker nutzen solle. Dies lehnte sie anfangs allerdings vehement ab. „Ich sah darin für mich keinen Sinn und konnte keinen Vorteil erkennen“, erzählt sie. „Ich konnte zunächst nicht verstehen, dass der Talker mich nicht am Sprechen hindert und mir die Sprache nicht ‚wegnimmt‘, sondern mich unterstützt.“

 

Nach einigen Gesprächen mit ihrer Case Managerin und etwas Bedenkzeit konnte sie sich schließlich doch dazu durchringen, an dem Projekt „Sokoor“ teilzunehmen. „Sokoor“ steht für „Im Sozialraum kommunikativ und orientiert dabei“. Das Ziel des Projekts, das durch Aktion Mensch gefördert wird, ist die Teilhabe an der Gesellschaft durch Unterstützte Kommunikation. Die 49-Jährige probierte in Fördereinheiten ein Modell mit verschiedenen Oberflächen aus und erprobte mögliche Ansteuerungsarten. Schnell erkannte sie die Vorteile der Nutzung. Und mehr noch: Sie fand großen Gefallen an der Verwendung des Talkers. Dann ging es ganz schnell: Nach einer ausführlichen Beratung durch die Hilfsmittelfirma stimmte sie einer Versorgung zu und eine Beantragung bei der Krankenkasse wurde veranlasst, die zügig genehmigt wurde.

 

E-Mails und WhatsApp
In den letzten Monaten hat sich Silvia Gau immer mehr an den Umgang mit dem Talker gewöhnt. Er bietet ihr nicht nur Sicherheit in der täglichen Kommunikation (z.B. beim Einkaufen), sondern hilft ihr auch bei Nervosität oder Unsicherheit. „Ich hätte nie geglaubt, dass ich mit dem Talker so gut klar komme. Ich kann jetzt sogar schreiben, was ich sonst nicht so gut konnte“, erzählt sie stolz. Sie möchte daher als Redaktionsmitglied der Jo.Z. (Josefsheimer Zeitung) bald auch selbst E-Mails versenden und eigene Texte verfassen. Die Anschaffung eines Smartphones, welches mit dem Talker gekoppelt werden kann, sei ein weiteres Ziel. Damit könne sie sogar WhatsApp benutzen – und ihre „digitale Inklusion“ weiter vorantreiben.

 

Bildzeile: Silvia Gau kann die Dateien auf ihrem Talker selbst verwalten. Hier schreibt sie auch an eigenen Texten für die Josefsheimer Zeitung.

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